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Ein interessantes altes Begräbnis-Tagebuch
Nach Aufzeichnungen der Lehrer Hoppe, Vater und Sohn, von 1787 bis 1861 (II.)
Allen Todesursachen voran stehen die Seuchen, gegen die man damals noch machtlos war. Schon gleich bei Einrichtung des
Begräbnisbuches machten die Blattern den Anfang. Mittelbüschers Kind in Deitinghausen war im Kirchspiel das
erste, das ihnen 1787 zum Opfer fiel. Bis weit ins Jahr 1788 hinein wird fast ununterbrochen als Todesursache angegeben:
"sein Gesichte in Blattern verloren"; "unversehens befallen", "welches kläglich in Blattern lag", "in den
häßlichen Blattern gestorben". Kaum war diese Periode vorüber, trat die Ruhr auf, Greven Kind in
Grambergen machte hier den Anfang. Eben war diese Gefahr gebannt, erscheinen 1797 die Pocken und Blattern wieder,
die in der Zwischenzeit nie ganz ausgestorben waren. In dem eben genanten Jahre findet sich eine seltsame Eintragung.
Hoppe schreibt: "Unsere beyden kleinen Töchters haben wir zu der Zeit die Pocken einpfrossen lassen, welche sind
leicht und glücklich durchkommen". Der uns völlig fremde Ausdruck einpfrossen, der kurz hintereinander dreimal
wiederkehrt, ist mir unerklärlich; sollte das eine Art Vorläufer der Pockenschutzimpfung gewesen sein? 1800 und
1807 bis 1811 forderte die Ruhr ihre Opfer. Nach den "Maseln" folgten bald Nervenfieber, Typhus, Pest und Cholera, die auch
unter den Erwachsenen viele Todesfälle verursachten, So geht es hindurch durch die Jahrzehnte, nur, daß zur Zeit
des jüngeren Hoppe die Seuchen mehr und mehr ihre Furchtbarkeit verloren.
Sonstige Krankheiten
Zwischendurch werden zahlreiche andere Krankheiten mit den damals gebräuchlichen Namen aufgeführt: Fallende
Sucht, kaltes Fieber, Blutstürzung, im Husten gestorben, Kindesnot, Schwindsucht, in einem Dumpf gestorben, fressender
Schaden, Colick, Kinderschrecken, Schlagfluß, Faules Fieber, Wassersucht usw.
Hollandgänger sterben
Im September 1788 kehrte Bals Heinrich Kiepsiek aus Holland am Abend des gleichen Tages zurück, "als seyn Vater war
beygesetzet", am andern Morgen in der Frühe "starb der Sohn so unversehens weg". Im September 1794 kam Friedr.
Jürgens aus Bohmanns Kotten "als ein Kranker zurück" und starb zwei Tage später. Im Herbst 1811 "kamen
sehr viele krank und ungesund aus Holland zurück". C. Heinr. Rademacher "kam aus Holland vom Mehen wieder krank zu
Hause und war schon 28 mahlen dahin gewesen, starb einige Tage nachher und war man 44 Jahre alt geworden". Nicolaus
Deitemeyer in Kummings Kotten "war auf das Mehen" in H. gewesen, kam gesund zurück , starb einige Tage später und
hinterließ 7 Kinder. Als 3. Heimkehrer wird B. H. Veeregge in Laumanns (Lahmanns) "Bachse" (= Backhaus)
aufgeführt, er kam glücklich zurück, starb aber wenige Tage später und hinterließ "6 lebendige
Knaben".
Zahlreiche Unglücksfalle
Im Laufe der vielen Jahre werden auch zahlreiche Unglücksfalle als Todesursache verzeichtnet. 1787 "fiel des
Bettinghaus Schäfer vom Balken". Seinen Tod fand 1788 Jobst Puik in Rüssen Kotten, der auf Niemanns Hofe von
"einer Pöpel erschlagen wurde, welche sie herunterkriegten". H. H. Prior hieb sich 1797 in den Fuß und starb
an den Folgen. 1800 fiel Waldkötters Söhnlein in Döhrmanns Kotten in den Bach und ertrank. David Hebbeler
fiel 1802 in den Brunnen. O, ein betrübter Zufall für jeden, der es hörte, sonderlich für die guten
Eltern, so bemerkt H. zum tragischen Ende des 12jährigen Sohnes von Col. Prior zu Astrup, "der mit nach der Herrn
Wisch zum Heuern" ging und beim Baden in der Hase ertrank. Gerd Langenbergs Sohn fand 1815 den Tod, "weil er hinter einer
Kuh gebunden". Tepe starb 1831 "durch einen Schuß". "Ach, wie betrübt", wird dem Ableben des S. aus dem Walde
hinzugesetzt, der sich 1837 erhängt hatte, Von einer grausigen Bluttat wird 1821 berichtet: "Col. Herm. Siek von
38 ½ Jahre wurde (von seinem Nachbarn) Siekschnieder (wegen Grenzstreitigkeiten) mit der Schute Todt geschlagen, ach wie
schrecklich."
Der Tod eines Schulkindes wird von Hoppe immer besonders teilnehmend vermerkt. Ein Beispiel für viele: "Mein guter,
unvergeßlicher Schüler, Christoffer Wilhelm Bettinghaus, zu Deitinghausen, ist den 20. August 1811 begraben.
Er war der Erste und auch der Beste, eine bösartige Ruhrkrankheit beschleunigte seinen Tod, Ruhe sanft" Dein Geist,
der schwebt um meinen Geist!"
Echte Tragik
Bei dem großen Sterben der damaligen Zeit blieb es nicht aus, daß besonders tragische Fälle verzeichnet
sind. So starben 1787 innerhalb eines Monats 3 Arme, wozu H. bemerkt: "Merklich ist, daß 3 Arme nacheinander in
der Waldmark gestorben sind." 44 Jahre war Mstr. C. H. Schulte in Beermans Bachse alt, als er starb. ein Frau und 3
Söhnlein hinterließ, von denen die Frau wenige Tage später heimging. H. fügte der Eintragung hinzu:
"Nun bleiben 3 Söhnlein, die keinen Vater und Mutter haben. Gott, der ein Vater der Waysen ist, wird auch dieser Kinder
Trost und Hülfe sein." - Sein Wunsch wurde erfüllt: der Kinder nahmen sich an Meyer zu Schledehausen und
Ellerhorst in Wulften. 1794 starb die "alte" excolonis Heckersche zu Hittinghausen, 3 Wochen vor ihrer Niederkunft,
"welches gar selten gehöret". In meinem elterlichen Hause starben innerhalb einer Woche "zwey Kinder unter 10 Tagen".
Einem Schüler von 7 Jahren, Kn. aus Krevinghausen, hatten "sie" beim Schafwaschen zuviel Branntwein gegeben,
"welcher darzu gleich die Kinderschrecken bekam" und des andern Tages starb. Am Faulen Fieber starben innerhalb einer
Wochen die Eheleute C. A. Deitemeier in Deitinghausen. 3 junge Frauen auf den Höfen Averbeck, Beinker und Westerfeld,
die eng miteinander verwandt waren, starben nach 1800 kurz nacheinander.
Adolf Westerfeld, 1953
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