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Von denen, die das Siek bewohnten
Geschichte und Geschichten um Menschen und Höfe in der Waldmark
(Kirchspiel Schledehausen) Teil III
Ausläufer des "Rattinghauser Heerlagers"
Oft genannt und ausgedeutet wird in der Fachliteratur, in Zeitschriften und Zeitungen ein umfangreiches Wall- und
Grabensystem in den ausgedehnten Waldungen im Raume Barkhausen, Buer, Oldendorf, Schledehausen, Bad Essen, das seit
Jahrhunderten ein verstecktes Dasein führt. Der Zahn der zeit hat die ursprüngliche Form stark angegriffen,
doch ist fast überall noch zu erkennen, daß die Wälle und dazugehörige Gräben an einem
sumpfigen Wasserlauf beginnen, über eine Höfe führen und an einem Bach oder einer Schlucht endigen,
so daß mehr oder weniger große Waldgebiete abgeteilt werden. Von einem für längere Zeit
bestimmten Lagerplatz, wie zwischen Hunteburg und Damme im Moore die Sierhauser Schanzen, ist in besagtem Gebiet
nicht zu erkennen. Der Name Landwehr weist sicher auf den Zweck der Anlagen hin. Die Wallbefestigungen sind nicht
auf das Gebiet von Rattinghausen beschränkt. Hier sind sie wohl wegen der Abgelegenheit besonders gut erhalten.
Wälle und Gräben von gleicher Art erstrecken sich bis in die Waldmark über die Branheide in das Gebiet
des Mühlenbaches und des Hasetales bis in die Niederberger Mark und in die Freimark Haltern, wo sie besonders gut
erhalten sind.
Goldonkel
So wurde in meinem Kinderjahren ein zugereister Mann in der Waldmark genannt, der im Auftrage einer Gesellschaft, die das
Schürfrecht in der dortigen Gegend besaß, den Erdboden nach Schätzen untersuchte. Er wohnte in Oberholsten
und wurde nur Goldonkel genannt. Der fremde Mann grub, für Uneingeweihte wahllos, rechteckige Löcher in den Boden,
die oft tiefer als Brunnen waren. Einheimische Männer waren ihm dabei gegen Tagelohn behilflich, das mit der Hand
losgehackte Gestein ans Tageslicht zu befördern. Besonders schwierig war das Hinantreiben eines Schachtes in dem
roten Mergel der Waldmark. Ich habe nie erfahren, daß die Arbeit des Goldonkels von Erfolg gekrönt wurde.
Die verlassenen Gruben wurden mangelhaft eingefriedigt, und die eingesessenen Jugend machte sich auf dem Schulwege oder
bei sonntäglichen Spielen ein Vergnügen daraus, in die zum Teil mit Wasser angefüllten Erdlöcher am
Rande lagernde Erd- und Gesteinsbrocken in die Tiefe zu werden, um an dem Klatschen und Rauschen tief unten einen
Spaß zu haben.
Zwei alte Vollerbenhöfe, eine neue Teerstraße
In einer sommerlichen Mittagsstunde vorigen Jahres verlasse ich den Bus in Niederholsten. Die Ernte ist in vollem Gange.
Ich wandere gemächlich die noch immer unvollkommene Dorfstraße entlang, an der gebaut wurde und noch wird,
wie überall, vergleich mit den früheren Zeiten und wende mich ins Niederholstener Feld am Fuße des
Eimkenortes und stelle fest, daß hier die Früchte besonders gut stehen. Mein erstes Ziel ist die Feldmühle,
die ich aus meinen Kinderjahren nur noch schwach in Erinnerung habe. In den alten Verzeichnissen wird diese Stätte
als Vollerbe geführt. Eine Mühle wird der Hof auch beherbergt haben, obwohl die Kundenzahl sicher nicht
groß war. Der Hiddinghauser Mühlbach rauscht an den Mauern des Hofgebäudes vorbei; der Bach entspringt
mit der Hunte im gleichen Waldgebiet von Oberholsten. Das mit Sumpfpflanzen und Buschwerke zugewachsene Gelände
an den Ufern macht den Eindruck eines großen verlandeten Teiches. Das massive Wohn- und Wirtschaftsgebäude
gibt mir neue Rätsel auf. So sehen die anderen Vollerbenhöfe in der Waldmark nicht aus, massiv bis in die
Giebelspitze. So könnte das stattliche Gebäude aussehen, wenn es ein Vorwerk seines ehemaligen Gutsherrn
von Hammerstein-Gesmold gewesen wäre, der die Freiheit des Hofes vom Schatz (Staatssteuer) bewirkte. Es ist
bekannt, daß ein Besitzer der Feldmühle z. Z. des Dreißigjährigen Krieges Amtsvogt und
Amtsrentmeister der Burg Wittlage war. Aus Hoppes Begräbnistagebuch geht hervor, daß von der Feldmühle
aus Personen begraben wurden, deren Namen noch heute in Hiddinghausen bekannt sind. Vielleicht hätte ich auf einige
Fragen von Bewohnern der Feldmühle Auskunft erwarten können. Es ist aber Mittagsstunde in der Ernte, die
Fenstervorhänge sind geschlossen, ein Hofhund meldet sich nicht. So gebrauche ich fleißig meine Augen und
verlasse den Hof still, wie ich ihn betreten habe. Sollte ich die Feldmühle noch einmal besuchen können -
sie hat eine große Vergangenheit -, werde ich die in meinem Besitz befindlichen Hofnachrichten vorweisen.
Für die Fortsetzung meiner Erkundungsfahrt benutze ich einen nur zum geringen Teil ausgebauten Feldweg, den der vorhin
genannte Amtsvogt, er hieß Corfeie oder Corvey, sicher gegangen, geritten oder gefahren ist. An der wenige hundert
Meter vor mir befindlichen Wegekreuzung geht der Feldweg in einen breiten Waldweg über, der von der Feldmühle
aus geradewegs nach Essen und Wittlage führt. Einige hundert Meter von der Feldmühle entfernt liegt der
Hämelkotten, den ich nicht in guter Erinnerung habe. Jetzt aber macht die Besitzung mit neuen Gebäuden
und einem Hochzeitskranz über der großen Tür einen sehr gepflegten Eindruck. Wenn die Feldmühle
ein Vorwerk war (ich vergaß zu berichten, daß auch zweimal von einem Verkauf in den Akten die Rede ist),
sollte dann der Hämelkotten ehemals dessen Schafstall gewesen sein?
Adolf Westerfeld, 1962
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